Im Kindergarten wohl behütet beginnt für in der Regel 6-jährige Kinder der Ernst des Lebens mit dem Start in der Grundschule! Die Kids besticht der neue Lebensabschnitt durch Vorfreude auf das Neue, die Neugierde auf Schulkameraden und die Tatsache, dass sie endlich keine kleinen Kindergartenkinder mehr sind, sondern groß werden… Doch Eltern stellt sich ca. ein Jahr vor dem großen „Ersten Schultag“ eine plagende Frage: Welche Schulform ist die Richtige? Die meisten Eltern kennen im Grunde lediglich die „normalen“ Grundschulen, mithin die Regelschulen. Eine Alternative wären Waldorfschulen, welche allerdings häufig Wartelisten haben.
Doch wo liegt der Unterschied zwischen einer Regelschule und einer Waldorfschule? Und welche Kriterien sind für Eltern wichtig, um eine Abwägung zwischen staatlicher Regelschule und Waldorfschule überhaupt vorzunehmen?
Den meisten Eltern ist eine Waldorfschule lediglich als diejenige Schule bekannt, in der ihre Kinder lernen, ihren Namen zu tanzen! Das typische Vorurteil gegenüber dieser alternativen Schulform. Dabei geht es beim Lernprinzip der alternativen Schulform „Waldorfschule“ um viel mehr…
Eine Besonderheit der Waldorfschule-Philosophie liegt darin, den Kindern einen zwang- und drucklosen Unterrichtsverlauf zu ermöglichen. Es geht vorwiegend ums kreative Lernen. So ergeben sich dementsprechend die kreativen Lernmethoden durch gemeinsames Blumenpflanzen, Musizieren und vieles mehr.
Die Waldorfpädagogik fußt auf den Ausführungen des österreich-ungarischen Antroposophen Rudolf Steiner, der bereits zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts forderte, dass Lehrer die Fähigkeiten der Kinder erkennen und fördern sollten, statt schnurstracks nach festem Lehrplan den Unterrichtsstoff ohne Rücksicht auf Verluste durchzuziehen. Weiterhin sollte die Pädagogik dahin laufen, dass Kinder nicht durch Schläge und Co. bestraft werden (Anfang des 20. Jahrhunderts noch üblich), sondern durch die Entwicklungsförderung des „freiheitlichen Denkens“ ein eigenständiger, freier Mensch herangezogen werden sollte.
Die Waldorfschule unterscheidet sich in ein paar gravierenden Punkten von den staatlichen Regelschulen, die nach wie vor – zwar ohne Gewaltanwendung und hammerharten Bestrafungen – immer noch auf dem einheitlichen Lehrplan setzen, statt auf individuelle Betreuung und Herauskristallisierung einzelner Fähigkeiten und Interessen der Kinder.
Die Waldorfschule sieht sich zum Beispiel als Gesamtschule an. Fernab vom sozialen Status und Bildungsstand stehen daher die Türen für jeden Schüler offen. Es wird mithin keine „Auslese“ herangezogen. Jedes Kind erhält die gleichen Chancen!
Ein weiterer positiver Punkt ist die Tatsache, dass die Klassengemeinschaft von der ersten bis zur zwölften Klasse zusammenbleibt. Es findet mithin kein Einschnitt im Leben des Kindes nach der vierten Klasse (Beendigung Grundschule und Start auf der jeweils ausgewählten weiterführenden Schule) statt.
In der Regel betreuen die Klassenlehrer der Waldorfschule ihre Klasse vom ersten Schultag bis zum Schulabschluss, so dass die Bezugsperson immer dieselbe ist, was für viele Schüler ebenfalls ein wichtiger Punkt für einen schulischen Erfolg darstellt.
Bewusst wird auf der Waldorfschule in der Regel auf die Zensierung von Klassenarbeiten und Zeugnisnoten verzichtet. Als Ersatz verfassen die Lehrer einer Waldorfschule einmal im Jahr ein Textzeugnis inklusive Differenzierung der Leistungen und Lernentwicklung.
Ein weiterer Vorteil an der Waldorfschule (sicherlich ein wichtiger Punkt für den Schüler selbst!) ist derjenige, dass kein Schüler sitzenbleiben kann und das Schuljahr wiederholen muss. Unabhängig vom Leistungsstand und Lernerfolg wird der Schüler in die nächsthöhere Stufe versetzt.
Die Waldorfschule ist eine Privatschulform und wird von Eltern und Lehrern selbst verwaltet. Die staatlichen Zuschüsse werden zwar gegeben, jedoch wird auch ein monatlicher Elternbeitrag festgesetzt. Dieser ist einkommensabhängig und wird teils individuell zwischen Eltern und Lehrern in Einzelgesprächen vereinbart.
Ein Nachteil der Waldorfschule wird sicherlich in der Form gesehen, als dass extrem große Klassen geduldet werden. Bis zu 40 Kinder sitzen in einer Klasse und werden nur teils in Arbeitsgruppen aufgeteilt. Für manche Kinder bedeutet dies ein erschwertes Lernen.
Ebenso wird von den Eltern der Waldorfschüler verlangt, dass sie sich in der – gelegentlich extrem zeitaufwendigen – Elternarbeit engagieren. Regelmäßige Elternabende, öffentliche Vorträge und Arbeitsaktionen sowie vieles mehr liegen nicht nur in der Organisation und Mitarbeit der Lehrerschaft, sondern bei den Eltern!
Allerdings können die Kinder (trotz Zwang- und Notenfreiheit) übliche Schulabschlüsse erreichen. Diese sind von Waldorfschule zu Waldorfschule unterschiedlich, je nachdem in welchem Bundesland sich die alternative Schule befindet.
Grundsätzlich wird nach Klasse 10 der Hauptschulabschluss erreicht. Nach der Klasse 11 der Realabschluss und ein zusätzliches 13. Schuljahr kann auf die staatliche Abiturprüfung vorbereiten. Die Abschlusszeugnisse und Abgangszeugnisse enthalten dann auch die allgemein geforderten Noten und Co.
Hier gibt’s Infos über die Waldorfschulen in Hamburg.
Wer mehr über die Unterschiede der Waldorfschulen zu den Regelschulen nachlesen und sich einen Beispiel des Grundschulunterrichts ansehen möchte, kann dies unter www.elternwissen.com vornehmen.
Einige ergänzende Angaben:
Es findet eine Auslese der Schüler statt und zwar schon bei der Aufnahme der Kinder: Es werden nicht nur die Leistungen und Fähigkeiten der Kinder im Aufnahmeverfahren geprüft, sondern vorab auch gleich der Beteiligungswillen der Eltern eroiert, sich über den reinen monetäten Schulbeitrag hinaus an, in und mit der Schule zu engagieren.
Die Steiner Schulen verwenden wenig Schulbücher im Unterricht, so dass die Kinder keine direkten Möglichkeit haben, Erklärungen nachzulesen. Die Lehrbücher werden von den Schülern häufig selbst erstellt.
Rudolf Steiner war bekennender Christ, die Antroposophie ist nach christlichen Werten ausgerichtet.
Von Waldorfschülern wird ein hohes Maß an Selbstorganisationsfähigkeiten und Autodidaktik erwartet.
Die Methodik und Didaktik unterscheidet sich deutlich von einer Unterweisung an Regelschulen: So wird beim Erlernen einer Fremdsprache (Waldis fangen schon ab der ersten Klasse auch mit Französisch an) weniger Wert auf den Erwerb des logischen Unterbau der Fremdsprache gelegt (Dies ist allerdings stets auch immer individuell Waldorflehrer-abhängig): Es geht zunächst vor allem um Phonetik und Sprachmelodie, was in höheren Klassen dann bei der Bearbeitung von Literatur in der Textanalyse und -struktur zu Wissenslücken und damit auch zu Nachhilfebedarf führen kann :-).
Positiv hervorzuheben ist der Ansatz der Interdisziplinarität von Steiner, welcher sich im fachübergreifenden Epochenunterricht ausdrücken sollte. Dieser existiert jedoch nach unseren Feststellungen häufig nur noch in der Theorie: In der Praxis werden Kernfächer wie Mathe, Englisch oder Deutsch häufig über längere Zeit ausgesetzt, um diese dann nach einer Pause wieder vermehrt zu unterrichten, wenn die Schüler schon wieder alles vergessen haben…
Hervorzuheben ist der pädagogische Ansatz des Zusammenhangs von Lernen und Bewegung, welcher sich u.a. im Unterrichtsfach „Eurythmie“ widerspiegelt. Steiner ist einer der ersten Schulpädagogen, welcher die Psychomotorik und das „Lernen mit allen Sinnen“ im Schulalltag umsetzte (neben Frau Montessori, aber die beiden kannten sich auch :-))
Ferner sei noch erwähnt, dass Steiner-Schulen neben der christlichen Ausrichtung auch einen hohen Grad an musisch-kreativer Ausrichtung haben.
Man sollte diese Waldorfschulen verbieten. So wie ich das sehe setzen die Lehrkräfte auf diesen Schulen mehr auf die künstlerische Seite der Kinder. Aber nicht jedes Kind hat dafür einen Sinn, ich glaube kaum jemand. Ich habe noch nie von einem bekannten Künstler gehört der Waldorfschüler war!
Und wenn es stimmt dass es dort ein Fach gibt wo man seinen Namen tanzen muß dann kann ich nur mit dem Kopf schütteln.
Einige Fehler sind im Beitrag:
der Klassenlehrer hat die Klasse von der 1-8 Klasse. Dann findet ein Wechsel statt.
Das Schulgeld ist nicht grundsätzlich einkommensabhängig.
Es gibt auch Waldorfschulen mit kleinen Klassen.
Man sollte auch erwähnen, dass es neben den künstlerischen Inhalten auch eine Reihe von Praktika gibt (Landwirtschaftspraktikum, Feldmesspraktikum, Sozialpraktikum, Betriebspraktikum, die Liste kann aber je nach Schule unterschiedlich sein), außerdem handwerkliche Fächer (meine Kinder lernen u.a. in der Tischlerei, Schmiede, Nähen, Weben, Töpfern) und sehr viel Musik (Klassen und Schulorchester)