Die Bertelmann-Studie geistert nach wie vor durch den Blätterwald. Die oft zitierten Hauptaspekte sind, wie viel Geld Eltern für Nachhilfe in Deutschland ausgeben und dass viele Schüler Nachhilfe erhalten. Jeder fühlt sich berufen, hier etwas zu schreiben. Ok, wir dann auch mal. Aber in Teilen. Hier Teil 1: Die Bertelsmann-Studie stellt fest, dass rund 1.1 Mio Schüler in Deutschland Nachhilfe erhalten.
Pressemitteilung Nr. 105 vom 16.03.2010 vom Statistischen Bundesamt: „11,7 Millionen Schülerinnen und Schüler haben nach vorläufigen Angaben im Schuljahr 2009/10 allgemeinbildende und berufliche Schulen in Deutschland besucht, davon 8,9 Millionen Schülerinnen und Schüler in allgemeinbildenden Schulen und 2,8 Millionen Schülerinnen und Schüler in beruflichen Schulen. Damit ging sowohl an allgemeinbildenden als auch an beruflichen Schulen die Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Vergleich zum vorhergehenden Schuljahr um 1,3% zurück.“
Ich komme daher auf folgende Werte: 9,4% aller Schüler in Deutschland erhalten dann Nachhilfe.
Selbst wenn man als Basis nur die Schüler aus allgemeinbildenden Schulen nimmt, kommt man nur auf 12,36%. Das ist nicht viel und liegt noch unter den Zahlen der 15. Shell Jugendstudie von 2006 (wir verweisen hier auf eine Seite unserer Kollegen vom Studienkreis und deren Auswertung der Nachhilfe-Studie Hurrelmann): Die Zahlen liegen zwischen 17% und 29%. Die neue 16. Shell Jugendstudie 2010 wird übrigens im September veröffentlicht und wird sicher ähnliche Werte aufweisen, da die Nachhilfequoten in Deutschland in den letzten Jahren relativ stabil sind.
Die Deutschen schauen ja immer gern ins Ausland. Nehmen wir zum Beispiel mal den Nachhilfe Markt in Frankreich: Auch hier gibt es Nachhilfe (wie überraschend :-)). Die dortigen Nachhilfe-Marktführer beschäftigen nach eigenen Angaben 56600 Nachhilfelehrer – wobei die Nachhilfelehrer in Frankreich „SOS-Profs“ heißen – was der Verfasser sehr charmant findet – und nehmen zwischen € 30,– und € 48,– für die einzelne Nachhilfestunde.
Und übrigens: In Frankreich können die Eltern sich bis zu 50% der Nachhilfekosten von legalen, zugelassenen Anbietern direkt vom Staat erstatten lassen.
Und übrigens II: Frankreich kennt generell nur das Ganztags-Schulsystem: Gegen 17:30 Uhr sind die Schüler zu Hause und um 18:00 Uhr steht der Nachhilfelehrer auf der Matte.
Und übrigens III: Auch in den Niederlanden gibt es einen regen Nachhilfemarkt.
Und: Nein, nach Ansicht des Verfassers sind französische Schüler nicht weniger fähig als deutsche Schüler 🙂
3 Gedanken zu „Viel Geld für Nachhilfe: Die Bertelmann Studie (Teil 1)“