Für viele junge Menschen steht auch in diesem Sommer wieder der klassische Schulwechsel zur weiterführenden Schule an. Und wie jedes Jahr verbreitet sich auch in diesem wieder die Angst der Eltern, dass ihre Kinder im kommenden Schuljahr „hinten anstehen“ könnten, weil ihnen gewisser Unterrichtsstoff fehlt. Hinzu kommen noch die fürchterlichen Berichte und Nachrichten zur Bildungspanik in Deutschland. Aber was sagen die Lehrer und Lehrerinnen selber dazu?
In erster Linie ist doch die unterrichtende Lehrerkraft schuld daran, wenn das eigene Kind in der weiterführenden Schule zu versagen droht. Denn schließlich haben die Lehrer in der Grundschule es versäumt, den Unterricht entsprechend zu gestalten und mit Lernstoff zu füllen. So jedenfalls die Meinung vieler Eltern, deren Kinder im kommenden Schuljahr die weiterführende Schulbank in Hamburg drücken!
Doch ist dem nicht so. Denn die Lehrerschaft folgt stets dem durch das jeweilige Bundesland vorgegebenen Bildungsplan, wie die ehemaligen Lehrpläne in Hamburg heute heißen – wenn jedoch unvorhersehbare Umstände eintreten, können bei Schülern fachliche Lücken entstehen.
Und dabei geht’s nicht nur darum, dass ein paar Lehrer zur Unzeit krank werden und dadurch einige wenige Unterrichtsstunden ausfallen. „Über eine Million Unterrichtsstunden werden jede Woche nach unseren Berechnungen nicht lehrplangemäß gehalten oder fallen ganz aus. Gerade in den MINT-Fächern fehlen nach wie vor bundesweit Tausende von qualifizierten Lehrkräften. Wir brauchen endlich an unseren Schulen eine echte Unterrichtsreserve, die diesen Namen verdient!“, so wird der Vorsitzende des Philologenverbandes zitiert. Der Fehler ist offensichtlich im allgemeinen System zu suchen!
Denn der aktuellen Allensbach-Studie „Lehrer in Zeiten der Bildungspanik“ nach gibt es schon gravierende Punkte, die die Lehrerschaft bemängelt und die zu der momentan nicht befriedigenden Lage an deutschen Schulen beitragen:
So beklagten die Lehrer beispielsweise die Tatsache, dass Schüler (auch Grundschüler) immer weniger Disziplin haben und es ihnen an Respekt fehle. Insbesondere an Haupt- und Realschulen (rund 62%) scheine die Respektlosigkeit umzugreifen. Hier liegen laut den befragten Lehrern oftmals erzieherische Versäumnisse vor, die nur schwerlich ausgemerzt werden können und denen die Bildungspolitik nunmehr mit der Einführung der flächendeckenden Ganztagsschule zu begegnen versucht. Auch wird von den Lehrern die generelle mangelnde Konzentrationsfähigkeit der Schüler beklagt.
Außerdem sei eine Leistungskluft zwischen den einzelnen Schülern verschiedener Sozial- und Kulturschichten bemerkbar. So sei die Lernbereitschaft und Disziplin an Schulen in sozialen Brennpunkten noch geringer, so dass Lehrer eine „Erschwernis-Zulage“ fordern, wenn sie an den sogenannten „Brennpunkt-Schulen“ eingesetzt werden. Kann man nachvollziehen…
Ein großes Problem bei zunehmender Individualität der Schüler scheinen die Klassengrößen zu sein: Wo um die 30 Schüler die Schulbank drücken, kann kaum ruhiger Unterricht stattfinden, geschweige denn Kinder und Jugendliche individuell gezielt einzeln auch gefördert werden. Dies beklagen rund 75% der Lehrer, so dass dieses wirklich zu den stärksten Problematiken gehört. Zumindest in Hamburg sollen die Klassenstärken an den Grundschulen auf 23 Schüler „gedeckelt“ sein ;-). Zudem besteht für viele Fächer ein Lehrermangel, wie erwähnt, gerade bei den gesellschaftlich so wichtigen MINT-Fächern.
Diese beiden Fakten gebündelt an einer einzelnen Schule führen dann zu schwierigen Unterrichts- und Bildungsumständen, deren Folgen letztendlich die Schüler nach Entlassung aus der Schule spüren!
Neben diesen überwiegend negativ zu sehenden Aussagen gibt es überraschenderweise aber auch noch einen Punkt, der die Lehrer an ihrem Job fesselt und den Schülern damit Halt gibt: rund 70% der Lehrer haben Spaß an ihrem Job und sehen ihn als attraktiven Beruf an!
Die Allensbach Studie zur Bildungspanik wurde an deutschen Schulen durchgeführt. Es wurden knapp 2100 Personen ab 16 Jahren einbezogen, auch Eltern von Kindern, die sich noch in der Schule befinden.