Rechtzeitig zum „Tag des Lehrers“ veröffentlichte die DAK gestern ihre neue Stude zur Lehrergesundheit 2011 Die Ergebnisse:
Lehrer und Lehrerinnen in Deutschland leiden unter starkem Schulstress: 16 Prozent der Lehrer meinen dass ihre Kraft und Gesundheit nicht ausreichen wird, um den Beruf bis zum gesetzlichen Pensionsalter ausüben zu können. Weitere 44 Prozent sind sich nicht sicher, ob sie so lange arbeiten können. Nur 41 Prozent glauben, dass ihr Gesundheitszustand ausreichen wird, um bis zur Pensionierung durchzuhalten…
Weibliche Lehrkräfte scheinen mit Schulstress wohl stärker zu kämpfen, als ihre männlichen Kollegen: Lehrerinnen schätzen die Aussichten, bis zur Pensionierung arbeiten zu können, deutlich kritischer ein als ihre männlichen Kollegen.
Laut Statistischen Bundesamtes erreichten im Jahr 2009 nur rund 40 Prozent der Lehrkräfte die Regelaltersgrenze von 65 Jahren. Elf Prozent der Lehrkräfte stellten einen Antrag auf Frühpensionierung mit dem 60. Lebensjahr. 22 Prozent der Lehrkräfte waren dauerhaft dienstunfähig und wurden zum „Versorgungsfall“. Insgesamt ging die Zahl der Frühpensionierungen in den vergangenen Jahren jedoch zurück.
Die Zahl von 40 Prozent muss nach Meinung des Nachhilfe News Blogs jedoch selektiv betrachtet werden: Der Lehrerberuf ist gerade in der Primar- und Sekundarstufe I nach wie vor recht frauenlastig: Viele Lehrerinnen scheiden schlicht vor der Regelaltersgrenze aus, um sich um den eigenen Nachwuchs zu kümmern.
Beim Lesen der Studie fällt auf, dass die Befragung nicht schularten-paritätisch durchgeführt wurde:
Die Gesamtheit von 29 Schulen teilt sich auf in: 3 Grundschulen, 2 Förderschulen, 9 Haupt-, Real- und Regionalschulen, nur 3 Gesamtschulen, 6 Gymnasien und 6 Berufsschulen.
Ebenso kommt die Masse der befragten Lehrkräfte aus den Berufsschulen: Alleine 527 von 1293 Lehrern, also 41 Prozent der Studie kommen aus dem Gewerbe-Schulamt.
Auch machten 409 Lehrer gar keine Angaben zum Geschlecht, also gut ein Drittel der Gesamtheit. Hieraus dann Rückschlüsse auf geschlechtsspezifische Präferenzen zu ziehen, ist wissenschaftlich sicherlich schwierig 🙂
Ebenfalls wurden nur 169 Lehrkräfte (13%) aus 3 Gesamtschulen (10%) befragt. Hier Aussagen über „entspanntere“ und „weniger entspanntere“ Schularten zu treffen, bedarf nach Meinung des Blogs weiterer Validierung, zum Beispiel eine Parität in den befragten Schularten…
Auch bundeslandübergreifende Rückschlüsse erscheinen problematisch: Die Majorität der befragten Schulen lagen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen (je 7 Schulen). Nur jeweils eine Schule aus Hamburg und Schleswig-Holstein waren „im Topf“.
Als stressauslösende Faktoren wurden von den Lehrkräften hauptsächlich „Zeitdruck und fehlende Ruhephasen“ und „große Leistungsunterschiede der Schüler“ benannt (vgl. S. 9 der Studie).
Beides Stressfaktoren, welche wohl eher bei Ganztagsschulen und Einheitsschulen auftreten, da hier Schüler und Lehrkörper naturgemäß 1) länger in der Schule verweilen und 2) logischerweise die Schülerschaft heterogener zusammengesetzt sind. Das Angebot von Nachmittagskursen durch den Lehrkörper oder von Nachhilfekursen an Schulen, wie in Hamburg, tut hier sicher noch ein Übriges hinzu…
Die kognitive und emotionale Beanspruchung ist naturgemäß hoch, was sicher keine Überraschung darstellt und in sozial-orientierten Berufen, welche ein hohes Maß an Empathie erfordern (leider) schlicht als normal angesehen werden muss.
Die Original-Studie zu Lehrergesundheit 2011 kann hier eingesehen werden (Reader X erforderlich).