Der Kreis Pinneberg darf seine zwei Schulpsychologen Dr. Marlen Bartels und Susanna Dettmann behalten. Ob das reicht? Beide sind die Ansprechpartnerinnen bei Problemen für die Pädagogen von 96 Schulen und ca. 33000 Schüler und deren Eltern im Kreis Pinneberg.
Viele Schülerinnen und Schüler haben während der Schulzeit Probleme über das rein Fachliche hinaus und zeigen Verhaltensauffälligkeiten.
Bei ihnen und ihren Erziehungsberechtigten entsteht dann Beratungs- und Handlungsbedarf in Fragen und Bereichen, welche über Mathe, Deutsch und Englischlücken weit hinausgehen.
Wie groß ist denn so der Beratungsbedarf, wie viele Schüler zeigen überhaupt Verhaltensauffälligkeiten in der Schule? Wir haben mal versucht, Daten zusammen zu tragen:
Prof. Klaus Hurrelmann schreibt in einer Zusammenfassung zur neuesten HBSC-Studie 2010 folgendes auf S. 6 zu psychischen Auffälligkeiten:
„Von den befragten Kindern und Jugendlichen können insgesamt 6% als psychisch auffällig bezüglich emotionaler Probleme, Verhaltensprobleme, Hyperaktivität oder Problemen mit Gleichaltrigen eingestuft werden. Weitere 12,8% sind als grenzwertig auffällig zu bezeichnen. Mädchen, jüngere Jugendliche und Schülerinnen und Schüler aus den unteren Wohlstandsschichten sind besonders stark von psychischen Auffälligkeiten betroffen.“
Was ist HBSC: „Health Behaviour in School-aged Children“
Die „Health Behavior in School-aged Children“ (HBSC) ist ein international vergleichendes Forschungsvorhaben unter der Schirmherrschaft der Weltgesundheitsorganisation (WHO), welches alle 4 Jahre durchgeführt wird. Ziel der Studie ist es, mittels eines Fragebogens die Beziehung zwischen dem Gesundheitsverhalten und der subjektiv berichteten Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im Alter von 11 – 17 Jahren zu untersuchen.
Das ist jedoch nur die Spitze des Eisberges: Viele Schüler zeigen emotionale Auffälligkeiten, Hyperaktivität, generelle Verhaltensauffälligkeiten und sogenannte Peerprobleme (= Schwierigkeiten mit Gleichaltrigen, hierzu zählt auch das Mobbing an Schulen). Hier beträgt der Spitzenwert der Auffälligkeiten bei Schülerinnen bis 24,1%, bei Schülern sogar 32,1% (sic).
Das Bundesland Thüringen, hat neben Hessen (die leider nur rudimentär) ihre HBSC-Ergebnisse manierlich aufbereitet ins Netz gestellt….
Das sind, wohlgemerkt, nur die Zahlen und Werte aus den Fragebögen, dass heisst das, was befragte Schüler – anonym natürlich – geantwortet und angekreuzt haben. Bedeutet, dass der verhaltensauffälligen Schüler auch bewusst ist, daß er verhaltensauffällig ist. Die Dunkelziffer der betroffenen Schüler wird höher liegen…
Ein weiterer Problembereich, welcher bei Verhaltensauffälligkeiten von Schülern gerade in der Adoleszenz beziehungsweise Akzeleration signifikant für Verhalten und Schulleistungen ist, wollen wir der guten Ordnung halber auch erwähnen, da sie in den WHO-Untersuchungen eine eher stiefmütterliche Rolle einnimmt: Die Depression von Schülern.
Durch die Hormonumstellung leiden pubertierende Schüler häufig auch unter Stimmungsschwankungen, welche neben euphorischen Stimmungslagen eben auch die Anfälligkeit für Depressionen erhöht:
Auslöser für Depressionen bei Schülern sind unter anderem: hohe Schulunlust, starker Schulstress und hoher Schul-Leistungdruck, wie eine neue Studie v. 28.4.2011 der Leuphana Uni in Zusammenarbeit mit der DAK deutlicher nachweist: Bis zu 47,7% aller Schüler (!) sollen danach unter schulbedingten Depressionen leiden.
Auslöser für Schüler-Depressionen sind laut Studie unter anderem mangelnde Lebens- und Problemlösungskompenzen der Schüler (vgl. S. 16 der Zusammenfassung).
Als Lösung rät das Forschungskonsortium unter anderem an, Lehrkräfte an Schulen „in Ansätzen zur Lebenskompetenzförderung (von Schülern) fortzubilden“ und „ein schulweites, strukturiertes Beratungsangebot (für Schüler, Eltern und Lehrer) zu schaffen“ und „Kommunikation mit den Eltern herstellen“.
Fazit:
Also, liebe Pädagoginnen und Pädagogen an Schulen: Auf ins Anschluss-Studium „Psychologie“ mit Schwerpunkt „Verhaltenspsychologie und -therapeutik“ und bitte noch täglich eine Beratungsstunde für Beratung suchende Eltern in den Abendstunden einrichten 🙂
Der Kreis Pinneberg ist also für die kommenden Beratungsaufgaben hier bestens gerüstet: 47,7% von 33000 Schüler ergibt 15543 SchülerInnen und Schüler an potenziellem Bedarf. Und dafür finanziert das Land dem Kreis Pinneberg Zwei (groß geschrieben!) Schulpsychologinnen.
Hilfesuchende Schüler und Eltern finden auf unserer Seite „Hilfreiche Schullinks“ einige Kontaktadressen und Links von Beratungsstellen bei Schulproblemen.
Auch können unsere Lernberater, die vor Beginn unserer Nachhilfe zu Hause zur Lernstandserhebung in Haus kommen und unsere ABACUS-Nachhilfelehrer hier gegebenenfalls Problemfelder erkennen und Schülern helfen und raten.