Nachhilfe zu Wedel: 800 Jahre!

Am 2. Juni 2012 ist es soweit, dann feiert die Stadt Wedel im Kreis Pinneberg ihren 800-sten Geburtstag. Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt vor den Toren Hamburgs im Kreis Pinneberg mit ca. 33.000 Einwohnern findet sich im Jahre des Herrn 1212, im dokumentierten Gottesdienst „de Wedele“, gestiftet durch den Ritter von Pino.

Die heutigen Einwohner Wedels danken dem edlen Recken für die damalige Kostenübernahme für Messwein, Hostien, Kerzen und Pastorenobulus, führte diese dokumentierte altruistische Spende doch zur Möglichkeit, 800 Jahre später in Wedel richtig „Party machen“ zu können: Vom 2. Juni bis 10. Juni ist Festwoche in Wedel. Jeder Tag steht dann „feier-technisch“ unter einem anderen Motto. Die Palette reicht vom Wikingertag bis zur Kulturnacht, außerdem ist am 8. Juni noch Start des Wedeler Hafenfestes.

Die mit € 10 Mio. verschuldete Kommune hat sich nicht lumpen lassen und € 250.000,- extra für die Jubiläumsfeierlichkeiten bereit gestellt. Warum sollen nur die Griechen Schulden machen? Auf der anderen Seite gilt es natürlich festzuhalten, dass eine 800 Jahr Feier nicht häufig in einer Gemeinde vorkommt ;-).

Wedel hat sich prächtig entwickelt. Ein klein wenig Nachhilfe in Geschichte:

Das Wort „Wedel“ bedeutet schlicht Furt (= ahd. „Wadil“: Flussquerung). Aus der damaligen katholischen Messe entwickelte sich die Dörfchen (Alt-)Wedel, Schulau, Spitzerdorf und Lieth prächtig zur heutigen Stadt Wedel heran. 1313 kam eine kleine Burg, die Hatzburg, hinzu und der größte norddeutsche Viehmarkt, der Ochsenmarkt, etablierte sich vor den Toren Hamburgs. In seiner Blütezeit im frühen 17. Jahrhundert wurden dort bis zu 30.000 Stück Vieh gehandelt. Sehr zum Ärger der Hamburger Kaufleute, die sich sogar 1465 schriftlich beschwerten :-). Erst 1875 erhielt Wedel das Stadtrecht.

Wedel hatte natürlich auch einige Tiefpunkte: Feuersbrünste zerstörten 1731 und 1837 große Teile der Stadt, im Mai 1878 explodierte in Wedel-Schulau die dort ansässige Pulverfabrik.

Die größte Zerstörung der Stadt ereignete sich jedoch im II. Weltkrieg, als am 3.3.1943 abends gegen 21:00 Uhr 344 britische Bomber ihre Bombenlast statt in Hamburg über Wedel, Rissen und Sülldorf abluden. Durch falsch gesetzte Zielmarkierungen der voraus fliegenden „Pfadfinder“ wurde der Mühlenteich in Wedel von den Piloten von der Insel mit der aufgestauten Hamburger Außenalster verwechselt und auf Wedel rasselten 259 Sprengbomben, davon 56 Stück mit Langzeitzünder (!), 22 Luftminen und ca. 22.500 Phosphorkanister und andere Brandbomben herunter. Wedel wurde zu 70% zerstört, nur 19 Häuser blieben ohne Beschädigung. Die Ölfabrik und das Kraftwerk Wedel am Rand der Stadt blieben unzerstört (Entnommen aus: „3. März 1943“ v. Oliver Wleklinski, S. 102-111.).

Aber „dat is nu gottleev vorbij“ und Wedel ist längst wieder auf- und umgebaut, erstrahlt mit Kultur, vielfältigen Bildungsmöglichkeiten im sekundären und tertiären Bereich und vielen Touristenattraktionen schöner denn je und freut sich auf auswärtigen Besuch zu den 800-Jahr-Feierlichkeiten!

Veröffentlicht von

Bach

Dr. Siegfried Bach ist Gymnasiallehrer im Ruhestand, Studienleiter und Lektor.

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