Der „Schul-TÜV“ ist an Hamburger Schulen seit 2006 unterwegs und prüft unter anderem auch die Lehrer- und Unterrichtsqualität
Wie das Hamburger Abendblatt heute meldete, sind beim Schul-TÜV diverse Hamburger Schulen durchgefallen. Schul-TÜV?
Schul-TÜV ist ein schlagwortartiger Begriff für die Qualitätsüberwachung an Hamburger Schulen, welche vom Instituts für Bildungsmonitoring (IfBM), einer Unterabteilung der BSB Hamburg seit 2006 in Form von Schulinspektionen wieder permanent durchgeführt wird.
Die Aufgaben des IfBM:
- Durchführung der Schulinspektionen
- Evaluation besonderer Maßnahmen
- Weiterentwicklung und Implementierung von Standards der Schulqualität (Orientierungsrahmen „Schulqualität“)
- Regelmäßige Erstellung eines Bildungsberichts für Hamburg
- Regionale Analysen und Berichte
- Steuerung und Auswertung der zentralen Prüfungen (Hauptschulabschluss, Mittlerer Abschluss, zentrale Überprüfungen Klasse 10, Abitur)
- Prüfung der amtlichen Schulstatistik
Die Ergebnisse der Schulinspektionen werden dann im jeweiligen Jahresbericht wortreich veröffentlicht. Es handelt sich um eine SCHULprüfung, nicht um eine Schülerprüfung. In einem 4-Jahre-Rhythmus werden so alle Hamburger Schulen immer wieder begutachtet. Die untersuchten Schulen sollen ihre Stärken und Schwächen erkennen. Unter die Lupe kommen: Zufriedenheit von Schülern, Eltern, Lehrern, die Arbeit der SchulleitungenInnen, Förderangebote und deren Ergebnisse, Quote erfolgreicher Abschlüsse und die Noten der Schüler.
Wer nun hofft, hier genauere Angaben über Schularten oder Pädagogenleistungen zu erhalten, zum Beispiel zu wieviel % hier der Bildungsplan (Lehrplan) umgesetzt wurde, wie mit den selbstverwalteten Ressourcen umgegangen wurde oder welche Schularten in der Stoffvermittlung wie abschneiden, wie hoch die Quote der Ausfallstunden ist oder gar ob Schule X besser oder schlechter ist als Y, sieht sich enttäuscht:
Letztendlich erfährt der interessierte Leser etwas über die Anzahl der befragten Schularten und die Gesamtzahl der untersuchten Schulen im letzten Berichtszeitraum (Stück á 82)
Untersucht wird in erster Linie die Umsetzung des „Kompetenzstufenmodells“, schließlich sollen Lehrer in Hamburg lernfeldorientierte Kompetenz vermitteln:
Bewertet wird im Unterricht die Umsetzung nach Stufen. Das Modell gliedert sich wie folgt:
- Stufe 1: Lernklima und pädagogische Strukturen (zum Beispiel ist der Lehrer freundlich?)
- Stufe 2: Effiziente Klassenführung (Hat der Lehrer einen Plan, was er tut und kennen den seine Schüler?)
- Stufe 3: Motivation und Wissenstransfer (Werden den Schülern Lernstrategieen und -techniken anwendungssicher vermittelt?)
- Stufe 4: Kompetenzorientierter und differenzierter Unterricht (zum Beispiel findet eine Binnendifferenzierung im Unterricht statt?)
Im Prinzip ist es aber so, wie’s der ältere Hamburger noch kennt: Der Schulinspektor kommt mit seinem „Tross“ (heute nur so 3-5 Leutchen) und schaut sich Schule und Unterricht an. Allerdings immer mit 6 Wochen Voranmeldung. Vielleicht würden unangemeldete Überprüfung ja andere Ergebnisse liefern, wer weiß :-).
Wie so eine reale Prüfung in einer Schule aussieht, können Sie hier nachlesen.
Leider werden die empirischen und detailliert erhobenen Daten der Prüfungen von der BSB Hamburg nicht veröffentlicht, so dass die Bürger nur über die Schulen selber hier an die Ergebnisse der Schulinspektion herankommen. In der freien Wirtschaft läuft’s natürlich anders: Hier müssen die Hamburger Unternehmen Ihre Bilanzen veröffentlichen, die Hamburger Schulen stellen die Ergebnisse der Schulinspektion natürlich dann auf ihre Homepage ein, wenn diese erfreulich sind :-). Ja, auch die erfreulichen Ergebnisse gibt es durchaus an Hamburger Schulen!
Und so ist der Interessierte eher auf „Indiskretionen“ und informelle Kanäle angewiesen um zu lesen, dass die Schulinspektoren der Schulbehörde an 26 Hamburger Schulen „schwere Problemkonstellationen“ feststellen mussten. Was immer dieses im Detail heißen mag…
2 Gedanken zu „Nachhilfe vom Schul-TÜV in Hamburg“