Der bundesweite Trend, Schüler ganztags in Schulen betreuen zu lassen, scheint auch in Hamburg und dem Kreis Pinneberg ungebrochen. Welche Folgen hat das?
Vom Nachhilfe News Blog zum ersten Mal bewusst gelesen, hat jetzt ein Schulrat eines Landes-Bildungs-Ministeriums die weitreichenden Veränderungen für das Freizeitverhalten von Schülern am Beispiel der Breitensportvereine dargelegt, über die das „Wedel-Schulauer-Tageblatt“ heute berichtete:
„Ein Nebeneinander von Schulen und klassischen (Sport-) Vereinen wird es in 5 bis 10 Jahren nicht mehr geben“, so das Statement von Schulrat Doppke vom Kieler La-Bi-Min auf einer Fachkonferenz der SPD-Kreistagsfraktion. Und weiter: „Die gebundene Ganztagsbeschulung wird kommen“.
Die Folgen liegen auf der Hand: Vereine können nur weiter existieren, wenn diese sich als externe Dienstleister den Schulen anbieten und Betreuungsangebote machen, die in das schulische Konzept passen. Für externe Teilnehmer, die nicht Schüler der jeweiligen Schule sind, bleibt da kein Platz mehr.
Eine Abkehr der klassischen Freizeitgestaltung, der Schulkinder- und Jugendentwicklung greift in Deutschland immer mehr um sich: Schule bis Mittags oder früher Nachmittag, dann nach Hause, wo Mutti lecker Mittag gekocht hat, Hausaufgaben machen und entweder zum Breitensportverein mit seinen vielfältigen Angeboten oder mit anderen Kindern zum Spielen verabreden, wird in Zukunft ein Auslaufmodell.
Die Schulen in Deutschland entwickeln sich immer mehr zu Heimschläfer-Internaten:
Bedenken sollte man dabei:
Die Eltern werden in ihrer Erziehungsverantwortung immer mehr zurück gedrängt. Den Kinder wird die Möglichkeit genommen, sich in unterschiedlichen Systemen während ihrer Entwicklung zu positionieren und unterschiedliche Erfahrungen für Ihre spätere soziale Kompetenz zu sammeln.
Wir nähern uns immer mehr „französischen Verhältnissen“ an: Frankreich kennt in der Regel nur das Ganztagsschulsystem, die Nachhilfequote liegt dort jedoch bei bis zu 87% (Wir sprachen das schon im Nachhilfe News Blog in anderem Zusammenhang an).
Eine Wurst hat natürlich immer auch zwei Enden:
Sicher ist dieser schul-gesellschaftliche Trend für manche Schüler und Eltern durchaus wertvoll: Man denke nur zum Beispiel an die große Gruppe der Alleinerziehenden, die so mehr Freiräume für Erwerbstätigkeiten gewinnen, an Kinder von Doppelverdienern, wo nachmittags eh‘ keiner zu Hause wäre oder an Kinder mit Migrationshintergrund aus nicht deutschsprachigen Familien, denen sich so unter Umständen bessere Integrationsmöglichkeiten bieten.
Wünschenswert wäre nach unserer Auffassung im Nachhilfe News Blog zukünftig ein Nebeneinander von Ganztagsschulen und Halbtagsschulen, nicht die generelle politische Entscheidung für das eine oder das andere Schul-Konzept. Gesicherte Zukunft und wahre Erkenntnis liegen selten in einer Polarisierung…
Im Übrigen verweisen wir auf das Fazit in unserem Blog-artikel: „Schule Hamburg: Verkürzung des Gymnasiums“ 🙂
5 Gedanken zu „„Gesellschaftliche Nachhilfe“ zur Ganztagsschule in Hamburg und Kreis Pinneberg“