Die Ergebnisse der KESS 13 Kompetenzerhebung des letzten Abitur Jahrgangs an Hamburger Stadtteilschulen wurden heute von der Schulbehörde (BSB) Hamburg – erwartungsgemäß nach dem Medienecho – im Rahmen einer Pressekonferenz kommentiert, die entsprechende Pressemitteilung kann hier eingesehen werden. Die KESS 13 Ergebnisse wurden von allen Medien mit erschreckten Kommentaren aufgenommen.
Es ist sicher richtig, dass dass die Stadtteilschulen in Hamburg erst 2010 „ans Netz“ gingen und dass es vorher in Hamburg noch Haupt- und Realschulen gab. Ob allerdings sehr viele ehemalige Hamburger Hauptschüler das Abitur im Sommer 2012 ablegten, darf wohl bezweifelt werden. Für die 12 beruflichen und 7 Hamburger Aufbaugymnasien gab es für Realschüler Eingangsvoraussetzungen, zum Beispiel in Form eines einzuhaltenden Notenschnittes, so dass in der Regel nur „wirklich gute“ Realschüler hier an diesen Schulformen gute Erfolgsaussichten haben / hatten. Die Leistungsanforderungen an diesen Hamburger SEK II-Schularten sind (waren) eher im oberen Drittel anzusiedeln, was ehemalige (Fach-Abi-) Schüler dieser Schulformen sicher gern bestätigen werden.
Aussagekräftiger wäre sicher, die erhobenen KESS-Daten nach den Schularten Gesamtschule / Aufbau- / berufliche Gymnasien zu splitten und die vorherige Schulform (von welcher Schulart kommt der Schüler?) mit zu erfassen und dann in Korrelation zu setzen. Nur so lassen sich dann validierbare Aussagen über „vergangene Schularten“ und deren Unterrichtsleistung treffen.
Klassengrößen, mehr oder weniger Lehrpersonal spielen nach Hattie’s Untersuchungen keine (!) ausschlaggebende Rolle für die Lernleistung in einer Gruppe: Es sind keine signifikanten Wirkfaktoren.
Wohl denken wir aber, dass eine Erhöhung der Heterogenität der Schülerschaft in einer Lerngruppe / Klasse die Leistungsstreuung erhöht und demzufolge dem Unterrichtenden ungleich mehr abverlangt, als in einer homogeneren Lerneinheit. Hier muss der Unterricht dann zwangsweise in hohem Maße individualisiert und binnendifferenziert werden. Es stellt sich für jeden Unterrichtenden hier die Frage, bis zu welchem Grad das praktisch und auch ergebnisorientiert überhaupt zu leisten ist.
Zur „kostenlosen Nachhilfe“ an Hamburger Schulen findet sich hier im Nachhilfe News Blog so einiges:
- „kostenlos“ ist die Maßnahme nicht, sondern kostete im Jahr 2012 den Steuerzahler € 7.600.000,–
- nach herrschender wissenschaftlicher Meinung würde man die Hamburger Maßnahme wohl eher als zusätzlichen Förderunterricht zu definieren haben, keinesfalls als Nachhilfe, weswegen behördenintern auch stets korrekt üblicherweise von „Lernförderung“ die Rede ist.
- Interessant wäre es in der Tat, Erfolgsquoten der „kostenlosen Nachhilfe“ an Hamburger Schulen in Form von zum Beispiel den Notensteigerungen zu ermitteln ABACUS macht dies regelmäßig:Qualitätssicherung). Hierzu sieht sich die BSB Hamburg augenscheinlich (noch?) nicht in der Lage. Diese Erfolgsquoten müssten natürlich extern erfolgen, denn es kann ja nicht sein, dass in der Fördermaßnahme exakt die gleiche Klassenarbeit nochmal geschrieben wird, die vorher im Regelunterricht einer Klasse „verhauen“ wurde und dann die jeweils bessere Note in die Leistungserfassung eingeht, oder? 😉
Denn nur bei einer validierbaren Überprüfung lässt sich doch ein Erfolg oder Misserfolg einer jeden Maßnahme ableiten. Erst dann kann man von einem „Erfolgsmodell“ sprechen.
Thema Zentralabitur: Das Abitur ist der höchste allgemeinbildende Schulabschluss, der primär zur Aufnahme eines Studiums berechtigen soll. Hier bundeseinheitliche Standards zu schaffen, ist sicher unstreitig sinnvoll.
Abiturprüfungen sind Leistungsüberprüfungen! Auch hier gilt, dass eine externe Leistungsüberprüfung wohl besser Aufschluss über den jeweiligen Leistungsstand geben würde.
Dies ist an den beruflichen Gymnasien in Schleswig-Holstein üblich: Hier verschickt das Landesbildungsministerium zentral die Abiturprüfungen, die danach zurück geschickt und unter Aufsicht des Landesbildungsministeriums benotet werden. Es findet also eine externe Leistungsüberprüfung statt.
Hamburg hat hier ein etwas anderes Überprüfungssystem, abgeschafft werden soll zudem in Hamburg die Zweitkontrolle der Abi-Arbeiten durch die Partnerschule…
Ein Gedanke zu „KESS 13-Leistungen an Hamburger Stadtteilschulen“