Die schriftlichen Prüfungen für den ESA, MSA und das Abitur sind in den meisten Schulen abgeschlossen, an einigen stehen noch die mündlichen Prüfungen, Präsentationen oder Nachprüfungen an. Gerade direkt vor Prüfungen erreichen uns viele Anfragen nach kurzfristiger Intensiv-Nachhilfe, am liebsten dann jeden Tag und gerne auch mal vier Schulstunden am Stück.
Ist eine solche Unterstützung „auf den letzten Drücker“ überhaupt für die Schüler sinnvoll? Um diese Frage beantworten zu können, muss man ein wenig ausholen, denn für die Antwort spielen viele Gegebenheiten eine Rolle.
Die Menge / Zeit-Dimension:
Um einen Nachhilfeerfolg erzielen zu können, gibt es basal – ceteris paribus – zwei quantitative Faktoren: Zeitraum und Menge (Wochenstunden-Relation) der Nachhilfe. Je früher man mit der Unterstützung beginnen kann, je weniger Zeitdruck ist natürlich vorhanden. Je höher der Nachhilfetakt / Woche gewählt ist, desto mehr könnte theoretisch vermittelt und aufgearbeitet werden. Aber beide Faktoren sind noch von anderen Umständen beeinflusst:
„Viel“ hilft nicht immer viel. Schüler /-Innen sind keine Computer oder Maschinen, in die man Wissen mit Hilfe des „Nürnberger Trichters“ umbegrenzt hinein füllen kann. Eine „Druckbetankung“ funktioniert bei Formel-1 Rennwagen, aber nicht unbedingt bei Kindern und Jugendlichen, deren Neuronenbahnen noch nicht voll ausgereift sind. Wissen muss verarbeitet werden und „sich setzen“ können. Bildungswissenschaftler sprechen daher vom „reflexiblen Momentum der Bildung“.
Eine kurzfristige Intensiv-Nachhilfe wirkt wenig Zukunftsorientiert, ist kaum nachhaltig und macht nur dann Sinn, wenn die Leistungsabfrage direkt nach Ende des Nachhilfezeitraums liegt, also ausschließlich für Prüfungsvorbereitungen und Präsentationen. Für den nachhaltigen Wissensaufbau ist eine mittelfristige, unterrichtsbegleitende Nachhilfe üblicherweise immer erfolgversprechender.
Der finanzielle Aspekt:
Eine professionelle und hochwertige Unterstützung Kostet (siehe: Nachhilfe Kosten). Die Ausgaben müssen allerdings in einem vernünftigen Verhältnis zum zu erzielenden Lernerfolg stehen. Mögliche Alternativen wie individuelle Förderpläne, Rück- oder Querversetzung, „Versetzung auf Probe“ oder ein Schul- oder Klassenwechsel sollten vorher immer gemeinsam mit Schule und Klassenleitung durchdacht werden. Viele Schule bieten auch eigenständig Förderstunden in Gruppen an.
Die Markttransparenz:
Der Nachhilfemarkt ist unübersichtlich. Und die private Nachhilfe, die zum besten Freund kommt, passt fachlich oder charakterlich nicht immer optimal für das eigene Kind? Um das „Selber suchen“ kommt man oft nicht herum. Und nicht immer ist billig auch gut. Bei schwarz arbeitenden, privaten Nachhilfen sollte man generell Vorsicht walten lassen. Professionell und seriös arbeitende Nachhilfeinstitute „sieben“ das schier unüberschaubare Angebot von Nachhilfekräften. Bundesweit arbeitende Nachhilfeinstitute versprechen eher eine höhere Sicherheit, da diese üblicherweise nach einheitlichen Qualitätsstandards arbeiten. Die „Qual der Wahl“ kann durch unsere unternehmensneutrale Nachhilfe – Checkliste mit Frage-Beispielen etwas erleichtert werden.
Nachhilfe, Förderunterricht oder Hausaufgabenbetreuung:
Viele Fachbegriffe, hinter denen ganz unterschiedliche Bedeutungen stecken. Und auch Nachhilfe ist nicht gleich Nachhilfe. Für kleine, überschaubare und klar definierte Lücken in der Mittelstufe reicht in der Tat häufig schon ein „Einser-Kandidat“ aus der Oberstufe, wenn der Schüler keine sonstigen Probleme hat und es nur ein einzelnes Wissensloch zu stopfen gilt. Hier hilft die / der jeweilige Fachlehrer /-In an der Schule sicher mit einer Empfehlung und klarem Aufarbeitungsauftrag an den empfohlenen Oberstufenschüler weiter. Eine professionelle Nachhilfe kann hier so gespart werden.
Ein Förderunterricht in Gruppen kann für bestimmte Problemlagen sinnvoll sein: Wenn die zu Hause gesprochene Sprache nicht der Unterrichtssprache entspricht, der Schüler lediglich ein Verständnisproblem und keine großen Lücken hat, kann eine „Gruppen-Nachhilfe“ eine sinnvolle Alternative sein: Hier können Verständnisfragen zum Fachunterricht und den Hausaufgaben gestellt und in professionellen Gruppen-Instituten in der Regel auch kompetent beantwortet werden. Schulen bieten häufig selber Gruppenförderungen an, auch renommierte, alteingesessene, bundesweit tätige Förderinstitute findet der Interessierte am freien Markt.
Nachhilfe ist jedoch wissenschaftlich in der Regel immer als Einzelunterricht definiert. Jeder Nachhilfeschüler ist anders und hat individuelle Bedarfe. Nur eine Einzelnachhilfe kann diesen individuellen Ansprüchen des Schülers optimal gerecht werden und liefert den besten Ertrag unter der Prämisse, dass das Paradigma von Nachhilfe „Schließen von Wissenslücken und Vermittlung von Autodidaktik“ sein sollte: Das „Lernen lernen“, das Legen von Lern- und Arbeitsstrukturen ist eine der Hauptaufgaben moderner, zeitgemäßer Einzelnachhilfe.
Eine Hausaufgabenbetreuung ist immer ein zweischneidiges Schwert: Auf der einen Seite kann sie Sprach- und Verständnisschwierigkeiten klären. Auf der anderen Seite birgt sie die Gefahr, dass Schüler sich auf diese Art der Unterstützung verlassen, sich gar eine Abhängigkeit einstellt und der Schüler somit keine eigene „Lernkompetenz“ entwickelt. Fatal bei der heutigen Art schulischer Vermittlung und Ansprüchen. Und viele Schulen geben bei Ganztagsbetreuung gar keine Hausaufgaben mehr auf. Denn es wird erwartet, dass die Schüler selber und eigenständig den Lernstoff nacharbeiten, der Fachlehrer mutiert so vom Unterweiser und Beibringer zum Lernfeldvorsteller: Schulen unterrichten heute nach der sogenannten „Lernfeldorientierten Kompetenzvermittlung“ und sollen „individualisieren„. Nun, Theorie und Praxis divergieren partiell hier noch empirisch ;-).
Manche Schüler entwickeln so häufig kein kumuliertes, aufeinander aufbauendes Basiswissen mehr und sind dann weniger gut vorbereitet auf das, was nach der Regelschule folgen soll: Die Ausbildung oder ein Studium, welches ja immer auch ein bestimmtes Basiswissen voraussetzt. Eine scheinbar noch akzeptable Schulnote wird in den Einstellungstests und auch in vielen Fakultäten immer üblicher werdenden Aufnahmeverfahren nachgeprüft. Offene Lehrstellen, Ausbildungs- oder Studiums-Abbruchquoten sprechen eine deutliche Sprache, ob Schule als Vorbereitung denn gereicht hat…
Feuerwehr-Nachhilfe „auf den letzten Drücker“ kann nicht alle, in den Schuljahren zuvor aufgebauten Lern- und Fachdefizite schließen. Eine akzeptable Note zu erreichen, liegt sicher im Bereich des Möglichen. Aber je kürzer die Vorbereitungszeit, je kürzer ist auch das Wissens-Auflodern. Lern- und Arbeitsstrukturen zu legen, und damit fördernd den Reifeprozess im Hinblick auf weitere Lebens-Anforderungen wertig und nachhaltig zu gestalten, vermag sie in der Regel eher nicht.