allenthalben ist die Digitalisierung von Bildung in aller Munde. Aktive Teilhabe an Gesellschaft wird heute nicht nur mehr durch aus Büchern erworbenes Wissen, sondern auch und gerade durch Nutzung und Teilnahme an und in sozialen Netzwerken sichergestellt.
Nach Pierre Bourdieu kumuliert sich soziales Kapital aus dem ökonomischen (finanzielle Mittel) und dem kulturellen Kapital (unter anderem: soziales Umfeld, Wissen, Bildung). Soziales Kapital (Beziehungsnetzwerke) manifestiert sich aber heute auch und gerade über die digitalen Netzwerke und Medien.
Vielfach bestimmen heute digitale Medien soziale Lebenswelt und Arbeitsrhythmus. Netzwerkinformationen werden zum persönlichen Wissen für das Individuum und fließen durch Reflexion und Ergänzung ins Kulturprogramm zurück. So entstehen Synergien und tragen zur Demokratisierung von Wissen, Bildung und Erkenntnis bei.
Da ist es natürlich keine Frage, dass auch digitale Medien in das Bildungslabor unserer Gesellschaft – der Schule – gehören. Nun ist die Frage, wie wirksam denn solcherart informelle Lernprozesse und das Lernen mit digitalen Medien im Schulunterricht eigentlich ist.
Eine neuere Arbeit zu dem Thema ist von Birgit Spies „Lernen im social Web“ (Diss. LMU, 2013), welche aber auf den tertiären Bildungsbereich und Studenten fokussierte.
Nun ist speziell zur Schule von Bardo Herzig ein Beitrag im Auftrag der Bertelsmann Stiftung erschienen: „Wie wirksam sind digitale Medien im Unterricht?„, welcher speziell der Frage nachgeht, wie durch den Einsatz digitaler Medien a) eine Verbesserung von Lernergebnissen erreicht und b) Unterrichtsprozesse durch digitale Medien optimiert werden können.
Die Frage tut vor dem Hintergrund der Digitalen Agenda 2014 der Bundesregierung sicher not. Und auch der SPIEGEL konstatierte letzte Woche, dass Schulen und Lehrer im Zeitalter der digitalen Gesellschaft nach wie vor „offline“ sind. Im doppelten Wortbedeutungssinn.
Wie zu erwarten, stellt Herzig fest, dass durch den Einsatz digitaler Medien höhere Lernerfolge in Bezug auf Wissenserwerb, Problemlösungs- und Transferfähigkeiten (wichtig für Kompetenzerwerb!) zu erwarten sind (vgl. S. 12).
Es macht eben Sinn, bei Schülern auditive und visuelle Wahrnehmung und interaktives Handeln simultan zu koppeln.
Herzig merkt an, dass Schulentwicklungsprozesse heute ohne eine signifikante Berücksichtigung des medialen Wandels kaum noch denkbar sind (vgl. S. 17). Er stellt allerdings auch klar, dass Lehrer auf diesen Prozess durch systematische Fortbildungen vorbereitet werden müssen und sieht hier primär die Schulleitung in der Pflicht (ebenda). Nun ja, wir würden die Verantwortung hierfür eher bei den jeweiligen Kultusministerien sehen: Hier liegt letztendlich die Verantwortung für Infrastruktur (schnelle Netze und Hardware) und Lehr- und Wartungspersonal.
Herzig weist in seiner Schlussbemerkung folgerichtig darauf hin, dass für die Wirkungen digitaler Medien im Unterricht „medienpädagogische Kompetenz bei den Verantwortlichen“ vorhanden sein muss und weist auf die Verpflichtung zur permanenter Weiterbildung „unter sich wandelnden technischen Rahmenbedingungen“ hin (S. 23)
Womit wir mal wieder (!) bei John Hattie wären: Die in der Klasse befindliche Vermittlungsperson und ihre Unterrichtsfähigkeiten sind häufig der Schlüssel für den Lernerfolg der Schüler. 😉
Ein Gedanke zu „Digitale Medien – Wirkung im Unterricht“