CORONA bedingter Ausfall von Wissensvermittlung im Schulbetrieb und wie damit umgegangen wurde

Das zurückliegende Schuljahr war in allen Ausbildungsstufen wiederum dadurch geprägt, dass der normale Schulbetrieb als Konsequenz der CORONA-Situation nicht stattfinden konnte. Die Wissensvermittlung und die Erarbeitung des Stoffes durch die Schülerinnen und Schüler im Einklang mit den Curricula – wie sie für die verschiedenen Ausbildungsstufen vorgegeben sind – war daher nur mit den bekannten, teilweise erheblichen Einschränkungen möglich. Die unvermeidliche Folge sind Wissensdefizite auf allen Ebenen und erheblichen Ausmaßes.

Diese Tatsache ist ohne Zweifel in der Öffentlichkeit sehr bekannt. Die Medien haben darüber fast täglich – unter den unterschiedlichsten Aspekten – berichtet. Die für die Schulbildung und den Schulbetrieb verantwortlichen Behörden auf Ebene des Bundes, der Länder und der Kommunen zeigten sich in diesem Prozess ständig bemüht Maßnahmen zu ergreifen und – häufig sich überschlagende – Verordnungen zu erlassen, die die Folgen des ausgefallenen regulären Schulbetriebes kompensieren sollten. Dabei fehlte es nicht an Beteuerungen, dass die Schülerinnen und Schüler und in zweiter Linie deren Eltern im Focus all dieser Bemühungen stünden, die Kontinuität und Qualität der schulischen Ausbildung und die Generierung des angestrebten Wissenstandes zu gewährleisten.

Ich, der seit mehr als 10 Jahren als Nachhilfelehrer Schülerinnen und Schüler in MINT-Fächern unterrichtet, nahm die Auswirkungen und die Umsetzung dieser vehement von kompetenter und zuständiger Seite vorgetragenen Absichtserklärungen wie folgt wahr:

Meine vorrangige Aufgabe während des letzten Schuljahres bestand darin, die aktuell im Nachhilfeunterricht Betreuten erfolgreich durch den ESA- oder MSA-Abschluss zu bringen. Die schriftlichen Abschlussprüfungen in diesen Leistungsstufen im Fach Mathematik fanden Ende März 2021 statt, wobei die Nachschreibtermine auf den 05. Mai 2021 festgelegt waren. Von diesem Zeitpunkt ab gerechnet waren es bis zum Beginn der Sommerferien noch gut 6 Wochen.

Der Zeitraum zwischen den ESA-Abschlüssen bis zum Beginn der weiterführenden Sekundarstufenausbildung beziehungsweise zwischen den MSA-Prüfungen und dem Übergang zur Oberstufe hätte perfekt dazu benutzt werden können, CORONA bedingt Versäumtes in der Wissensvermittlung und daraus resultierende Wissensdefizite bei den Schülerinnen und Schülern aufzuarbeiten. Das gilt umso mehr, als in den letzten Wochen des vergangenen Schuljahrs wieder Präsensunterricht praktiziert wurde. Die hier berichtete Erfahrung betrifft renommierte Schulen im Kreis Pinneberg.

Es gab in diesem Zeitraum keine Signale dafür, dass diese Chance zum „Aufholen des Versäumten“ im Schulunterricht genutzt wurde. Die generelle Tendenz war ein frühes Umschalten auf Ferienbetrieb. Im Einzelfalle wurden im Mathematikunterricht über mehrere Wochen keinerlei Aufgaben zu irgendwelchen relevanten Themen gestellt oder bearbeitet, von Hausaufgaben ganz zu schweigen.

Für den Nachhilfelehrer, der mehr als überrascht über diese Situation war, ergab sich die Gelegenheit, die bis zum Ferienbeginn verbleibenden Nachhilfestunden dazu zu nutzten, auf der Basis der bei den Schülerinnen und Schülern vorrangig erkennbaren Defizite mathematische Themengebiete auszuwählen und durch Bearbeitung von entsprechenden Übungsaufgaben „Lücken zu schließen“. Dies ist im Übrigen – auch in Zeiten ohne besondere Einschränkungen wie die CORONA-Situation – eine der wesentlichen Aufgaben des Nachhilfelehrers. Die Chancen, bestehende Wissenslücken in MINT-Fächern, wie sie insbesondere bei schwächeren Schülerinnen und Schülern typisch sind, im Schulunterricht zu schließen, sind ja generell eher nicht gegeben.

Als Fazit bleibt festzustellen, dass der auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichtete Nachhilfeunterricht seinen hohen und verlässlichen Nutzen für die im Unterricht Betreuten auch und besonders in der CORONA-Krise erneut bewiesen hat.

Ergänzend und abschließend sei berichtet, dass auch im CORONA geprägten Schuljahr 2020/21 die im Nachhilfeunterricht gesteckten Ziele für die ESA- und MSA-Abschlüsse mit gutem Erfolg erreicht wurden.

Veröffentlicht von

Hensel

Prof. Dr. Wilfried Hensel, TU Berlin. 30 Jahre naturwissenschaftliche Lehrerfahrung

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