Noch sind Sommerferien bis nächste Woche, noch sind die Schüler und Eltern alle entspannt. Wirklich überall?
Ein Blick in das Hamburger Abendblatt zwei Tage vor Ferienanfang lenkte unsere Aufmerksamkeit auf einen Artikel mit der Überschrift: „Hamburgs Wirtschaft gehen die Fachkräfte aus“. Darin heißt es einleitend: „Der Fachkräftemangel droht die Erholung der Wirtschaft zu gefährden“ und dann im weiteren Verlauf des Artikels:
„Im Jahr 2020 fehlen allein in Hamburg … mehr als 40000 qualifizierte und hoch qualifizierte Beschäftigte. Besonders auswirken werde sich dies in technischen Berufen sowie bei Naturwissenschaftlern und Mathematikern“.
Das ist die volkswirtschaftliche Bedarfssituation, über die wir in dieser oder anderer Form in schöner Regelmäßigkeit über die Medien „wach gerüttelt“ werden. Und die Zeit zwischen den Schuljahren nutzten Industrie und Wirtschaft und deren Verbände naturgemäß gerne dazu, ihre diesbezüglichen Sorgen zu äußern. Diese betreffen in gleichem Ausmaße übrigens unser ganzes Land und darüber hinaus auch die meisten unserer europäischen Nachbarn.
Im familiären Umfeld hört man im Zusammenhang mit der Bewertung der schulischen Leistungen unseres lernenden Nachwuchses gelegentlich einen anderen Tenor. Mache Schülerin und mancher Schüler, die mit schlechten Zeugnisnoten in den naturwissenschaftlichen Fächern nach Hause kommen, werden von ihren Eltern getröstet:
„Mach Dir nichts draus, in Mathe und Physik war ich auch immer ein schwacher Kandidat.“ Soll das heißen: „Gute Schüler in diesen Fächern sind Außenseiter?“
Nun denn, der Trost ist an sich ja auch gut und angebracht, entspannt er doch die Familiensituation im Hinblick auf die bevorstehenden gemeinsamen Ferienwochen. Aber die Konsequenzen aus dieser Einstellung mit Blick auf den von Industrie und Wirtschaft angemeldeten Bedarf einerseits und auf die Zukunftschancen der Schülerinnen und Schüler andererseits sind schlichtweg fatal.
Die Erkenntnis daraus ist klar:
Wir dürfen nicht müde werden, immer wieder mit Nachdruck darauf hinzuweisen, dass es einen erheblichen Mangel an Fachkräften im naturwissenschaftlichen und technischen Bereich gibt, der zur Erholung und Wahrung einer stabilen Volkswirtschaft dringend gedeckt werden muss. Das bedeutet aber andererseits auch eine Riesenchance für die in der Ausbildung stehenden Jugendlichen im Hinblick auf eine blendende – auch in Krisenzeiten hinreichend abgesicherte – berufliche Zukunft, die sowohl inhaltlich – Betätigungsfelder auf vielen verschiedenen, äußerst spannenden Gebieten (siehe mein Artikel „Innovation – brauchen wir die?“) – als auch in finanzieller Hinsicht nicht zu überbieten ist.
Unbestritten ist aber auch, dass die Bedarfsträger selbst – also die Firmen und Betriebe der Technikbranche – Marketing für Tätigkeitsfelder mit naturwissenschaftlichem und technischem Hintergrund betreiben müssen. Hier ist der vertiefte Dialog zwischen Industrie und Wirtschaft einerseits und den Schulen mit ihrem lernenden Nachwuchs sowie gegebenenfalls den Elternhäusern andererseits gefragt. In diesem Zusammenhang verdient die Initiative THINK ING. Erwähnung, die Ende der 90ziger Jahre in Zusammenarbeit von Allgemeinbildenden Schulen, Fachhochschulen und Universitäten auf der einen Seite sowie von Industrieverbänden und Betrieben der Industrie und Wirtschaft auf der anderen Seite zu eben diesem Zwecke gegründet wurde, die Attraktivität technischer und naturwissenschaftlicher Berufe gegenüber Schülerinnen, Schülern und Studierenden aus den verschiedensten Blickwinkeln lebendig und praxisnah darzustellen.
Diese Initiative hat sich in den zurückliegenden Jahren bundesweit erheblich ausgeweitet. Auf der Website dieser Organisation findet sich auch das Special GIRLS ING., worin die Antwort auf die Frage: „Mädchen und Technik passen nicht zusammen?“ kurz und knapp lautet: „Von wegen!“ In der Broschüre All- Ing. heißt es: „Ingenieurswissenschaften – Ab in die Zukunft!“ Ein schönes Motto für einen Start in die richtige Richtung!