Allerorten wird im Bildungswesen in Deutschland mittlerweile die Vermittlung von Medienkompetenz an Schülerinnen und Schüler angemahnt. Allein an praktischen Umsetzungen an Schulen scheint es zu hapern. Wenige scheinen um das „Was“ und „Wie“ genau zu wissen. Ja. Es gibt einige wenige „Leuchtturmschulen„, an denen der Unterricht bereits digitalisiert und „medienkompetent“ umgesetzt ist. Einige Bundesländer haben Praxisleitfäden für Medienkompetenz (Nordrhein-Westfalen) oder gar schon vereinzelt Fach-Curricula erstellt (Niedersachsen). Hamburg ist bislang über ein hübsches Rahmenkonzept nicht so wirklich hinausgekommen…
Es gibt Absichtserklärungen und Rahmenpamphlete wie die „Digitale Agenda 2014„, in der z.B. auch Elternhandeln und Elternverantwortung angerissen wird, aber merkwürdigerweise – trotz massivem Handlungsdruck der globalen Wirtschaft und einer sich rapide verändernden Umwelt und Kommunikation – wenig konkret Umsetzbares an und für deutsche Schulen und für Eltern. Auch der gerade veröffentlichte „Bildungsmonitor 2014“ des IW aus Köln kennt und nennt den Begriff der Medienkompetenz oder der Digitalisierung in den Handlungsfeldern der Bildung nicht. Was für den Nachhilfe-News-Blog mal ganz erstaunlich ist…
Das basale gesellschaftliche Bildungslabor Schule in Deutschland scheint weiterhin in der „Digitalen Demenz“ zu verharren.
Wenn Schulen plötzlich „digital bildungsinitiativ“ werden, ist dies meistens auf individuelles Engagement, pfiffige Lehrerinnen und Lehrer und flexible SL’s zurückzuführen und scheint sich – leider – häufig in Technikbeschaffung zu erschöpfen. White- / Smartboards oder andere Endgeräte werden – teils mit hoher Eigenleistung, teils über Kooperationen – angeschafft. Und gehen eben so schnell wieder kaputt. Zu oft werden analoge Lehrmethoden schlicht auch nur digital abgebildet. Der Böswillige nennt dies „Beharrungspädagogik“.
Das ist ungefähr so, als würde man Schulspeisung über Bilder durchführen. Ein über die Anschaffung der Technik hinausgehendes (einheitliches) Konzept existiert an Schulen in Deutschland noch zu selten. Es bleibt noch zu oft „engagierten Einzelkämpfern“ an Schulen überlassen, den SuS die „vierte Kulturtechnik“ nachhaltig und strukturiert nahe zu bringen.
Es lohnt hier mal ein Blick nach Süden (es muss ja nicht immer Finnland sein…): Die Schweizer mit Ihrem zentralen Bildungssystem haben in den letzten Wochen an Schulleitungen und Lehrpersonal eine Handreichung ausgegeben „Medienkompetenz im Schulalltag„, welche auf S. 3 mit folgenden Worten einleitet:
Weiter geht’s auf S. 6 mit „Digitale Medien verändern den Schulalltag“. Dem ist nicht viel mehr hinzu zu fügen. Auf den folgenden Seiten glänzt die Broschüre mit einfachsten Beispielen und klaren, simplen Handlungsanweisungen für die / den Schulpädagogen im Schulalltag. Klar und deutlich wird hier dokumentiert, was notwendig ist. Für den Liebhaber der Originalquelle geht’s hier zur Broschüre.
Die Schweizer haben natürlich auch an die Eltern gedacht ;-): 10 basale, „goldene Regeln“ stellen sie für die Eltern auf und nehmen diese so mit auf dem Weg hin zu einer gemeinsamen Verantwortung von Schule und Erziehungsberechtigten für die Bildung der Kinder, u.a. mit der: „3-6-9-12-Faustregel: Kein Bildschirm unter 3 Jahren, keine eigene Spielkonsole vor 6, kein Internet vor 9 und kein unbeaufsichtigtes Internet vor 12 Jahren.“ und: „Kinder brauchen medienkompetente Vorbilder. Bezugspersonen sind für Kinder und Jugendliche Vorbilder im Umgang mit Medien. Überprüfen Sie deshalb Ihre eigenen Mediengewohnheiten.“
Der komplette Eltern-Flyer zur Medienkompetenz ist hier zu finden.
Was so fasziniert ist, dass hier schulisch und erzieherisch zu vermittelnde Medienkompetenz auf eine einfachste, basale Ebene herunter gebrochen ist. Ohne die heutzutage übliche „Verschwurbelung“ auf einer wissenschaftlich-abstrakten Metaebene, verklausuliert in nebulösen, schwer praktisch greifbaren Lernfeldern.