Am 21.11.2012 hatten wir hier im Nachhilfe News Blog die Entwicklung des Bildungspaketes (BuT) in NRW in einem Beitrag aufgegriffen. Hier wird jetzt endlich Nachhilfe aus dem Bildungspaket für bedürftige Eltern bezahlt, auch wenn der Schüler nicht akut versetzungsgefährdet ist. In Sachsen-Anhalt hat man ein ganz anderes Problem, denn hier ist das Geld da, aber keiner will es haben. Kein Bock auf Nachhilfe oder ist es vielleicht noch gar nicht bekannt, dass vom Bildungspaket auch Nachhilfestunden bezahlt werden können? Die Zahlen sind jedenfalls alarmierend.
Nachhilfe für leistungsschwache Schüler
Sachsen-Anhalts Sozial- und Arbeitsminister Norbert Bischoff hat vom Bund rund 29 Millionen Euro zur Verfügung gestellt bekommen, davon sind bis jetzt nur 14 Millionen Euro in Anspruch genommen worden. Bischoff sorgt sich um leistungsschwache Schüler, die eigentlich dringend Hilfe benötigen, die aber nicht in Anspruch genommen wird. 12% Schulabbrecher und noch einmal 12% Schüler mit sehr schlechten Abschlüssen, so sehen die Zahlen in Sachsen-Anhalt aus, die allen Grund zur Sorge geben. Viele dieser Schüler aber kommen gerade aus sozial schwachen Familien und würden die Gelder aus dem Bildungspaket benötigen. Für Nachhilfeunterricht stellten gerade einmal ganze 4% einen Antrag, der geringste Anteil aus dem Gesamtpaket. Immerhin brachten es die außerschulischen Förderungen für Musik-Unterricht oder Sportvereine auf 15%.
Bischoff sorgt sich aber auch, weil er befürchtet, dass ihm nächstes Jahr weniger Geld zur Verfügung gestellt wird, wenn dieses Jahr nicht ausreichend ausgegeben wird. Dann sinkt der Etat automatisch, auch wenn die Zahl der Anträge steigen würde.
Hürden, für die Inanspruchnahme verringern
Herr Bischoff hat sich jetzt zum Ziel gesetzt, die Hürden für die Inanspruchnahme zu verringern. Eigentlich können Lehrer erst im Monat Mai Angaben über die mögliche Versetzung machen. Das ist aber viel zu spät für die Kinder, die Nachhilfestunden bräuchten. Ungefähr zwei Monate vor Schuljahresende kann nicht mehr viel ausgerichtet werden. Bischoff will den Antragsweg nun vereinfachen und sieht vor, dass Lehrer die Eltern betroffener Kinder schon ein halbes Jahr vorher ansprechen und ihnen die Möglichkeiten zur Hilfe aufzeigen sollen. Gleichzeitig sollen die Sozialämter Anträge schneller bearbeiten. Bischoff will erreichen, dass das Geld aus dem Bildungspaket auch diejenigen erreicht, die es so dringend benötigen. Es ist gar nicht sicher, ob die Nachhilfestunden nicht gewollt sind oder ob viel zu viele Familien noch gar nichts von ihren Möglichkeiten wissen.
Bildungsgewerkschaft GEW begrüßt das Vorhaben
Die Bildungsgewerkschaft GEW begrüßt das Vorhaben des Sozial- und Arbeitsministers, denn nicht nur in Sachsen-Anhalt sehen die Zahlen schlecht aus. Auch bundesweit „glänzen“ deutsche Schüler mit Schulabschlüssen, die auf dem Arbeitsmarkt wenig wert sind, oder erreichen erst gar keinen Schulabschluss. Wir berichteten bereits über das Problem der vielen Schulabbrecher: Zehntausende scheitern im und am deutschen Schulsystem. Selbst für ein Studium scheint ein Hamburger Abitur nicht mehr generell zu genügen: In Hamburg schaffen die meisten Studenten im bundesweiten Vergleich die Studiumsanforderungen nicht. Vorhandene Mittel für gezielt mögliche Hilfen im Primar- und Sekundarbereich, Hilfe, die mit Gruppen-Förderunterricht „verraucht“ und diejenigen nicht rechtzeitig und direkt erreicht, die sie so dringend benötigen, ist ein vielleicht weiterer Fehler im deutschen Förder- und Bildungssystem, welches schulpolitisch aus Kostengründen nach Einheitlichkeit strebt. Dann doch lieber einzelne „Problemschüler“ für je € 7400,- monatlich in den Wanderzirkus stecken… 😉
Quelle Bildungspaket-Infos NRW: Bildungspaket-Infos