Bildungssenator Thies Rabe hat am Freitag positive Bilanz zur „kostenlosen Nachhilfe“ in Hamburg gezogen, wie WELT online vermeldete. Danach erhielten ca. 20.000 Schüler in Hamburg Nachhilfe aus dem Bildungs- und Teilhabepaket. 93% der Schulen bieten „Nachhilfe-“ Förderkurse an, die „Erfolgsquoten“ liegen in den Kernfächern Mathematik, Deutsch und Englisch zwischen 30-40%.
Der Nachhilfe News-Blog kommentiert einige Punkte:
- Die Schulen in Hamburg bieten eigentlich keinen Nachhilfeunterricht im wissenschaftlich engeren Sinn, sondern in der Regel Klassen übergreifende Förder- und Stützkurse an.
- Effektivere Einzelnachhilfe wird in Hamburg von der BSB nur im Ausnahmefall gewährt
- Die Fördermaßnahme wird in Hamburg in der Regel erst bei einer „5“ bewilligt, also wenn „das Kind schon in den Brunnen gefallen ist“
- „Kostenlos“ ist diese „Nachhilfe“ an Hamburger Schulen nicht unbedingt: € 7,8 Mio. an unser aller Steuergeldern standen in 2011 hierfür zur Verfügung…
- Eine Erfolgsquote von 40% bedeutet, dass der Förderunterricht bei 60% der Schüler nicht „gefruchtet“ hat. Die ABACUS Nachhilfe Hamburg hat Erfolgsquoten von über 90%…
- Da die Nachhilfegebühren aus dem BuT von den Leistungsträgern „nur bei Erfolg gezahlt“ werden müssen, wie das Sozialgericht FF/Main jüngst feststellte, sind wir mal gespannt, ob der Bund von seinen € 3 BuT-Millionen von Hamburg einen Teil wieder zurück fordert 😉
Ferner hört man, dass Leistungsüberprüfungen an Hamburger Schulen – wenn diese bei Förderkindern im Regelunterrichtsfächern schlecht ausfallen – in den „Nachhilfe-„Förderkursen gelegentlich einfach nochmal geschrieben werden. Die dann jeweils bessere Arbeit geht bei diesen Schülern in die Leistungsbewertung ein und bessert die Gesamtnote.
Solche und ähnliche „Tricks zur Manipulation von Leistungskennziffern an Schulen“ hat Prof. Hans Peter Klein von der Goethe-Uni in FF/Main gerade in einem Artikel in der FAZ vom 15.3.12 als „Notendumping“ beschrieben. Mit solchen Praktiken, die sich keinesfalls auf Schulen in Hamburg beschränken, wird ein Reifezeugnis des Sekundarbereiches zum „Jodeldiplom“.
Die Leidtragenden dieses „Weichspülganges“ sind die Schüler und Schülerinnen, die – im Vertrauen auf ihre guten Zeugnisnoten – dann auf dem Arbeitsmarkt der freien Wirtschaft in den Einstellungstests scheitern oder ihre Ausbildung im tertiären Bildungssektor wegen zu hoher Anforderungen abbrechen müssen…
Ein Gedanke zu „Kostenlose Nachhilfe in Hamburg: Bilanz der BSB“