Deutsch Nachhilfe in Deutschland tut offensichtlich Not: Laut neuester Studie der Universität Hamburg sind ca. 14% der Deutschen Bevölkerung Analphabeten… Der Nachhilfe News Blog zitiert aus der entsprechenden Pressemitteilung des Bundesbildungministeriums:
„Die von Anke Grotlüschen, Professorin für Erwachsenenbildung an der Universität Hamburg durchgeführte Studie „Leo.Level one“ kommt zu dem Ergebnis, dass mehr als 14 Prozent der Erwerbsfähigen, also etwa 7,5 Millionen Erwachsene, in Deutschland funktionale Analphabeten sind: Sie können zwar einzelne Sätze lesen oder schreiben, nicht jedoch zusammenhängende – auch kürzere – Texte. Von Analphabetismus im engeren Sinne betroffen sind etwa vier Prozent der Bevölkerung – sie können lediglich einzelne Wörter lesend verstehen beziehungsweise schreiben. An der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten repräsentativen Studie „Level One“ (LeO), an der auch die Humboldt-Universität Berlin und TNS-Infratest Sozialforschung beteiligt waren, nahmen über 8.000 Personen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren teil.“
Hintergründe zur Studie findet der interessierte Nachhilfe News Blog Leser hier, die Ergebnisse fasst die WELT online schön zusammen.
Die neue Analphabetismus Studie der Uni Hamburg bezieht sich auf Erwachsene im Erwerbsleben. Also (auch) auf Eltern, nicht auf Schüler. Wie führen aber Eltern, die nicht (gut) lesen können, eigene Kinder an Lektüre heran? Wer liest hier abends die Gute-Nacht-Geschichte vor?
Schon die Diskussion um PISA 2010 hat hier die Defizite in den Schreib- und Lesekompetenzen aufgezeigt…
Die Studie liefert hier eine Zeitpunktbetrachtung, also eine Status Quo Erhebung, Wo liegen die Ursachen?
Anders formuliert – mit wissenschaftlicher Anleihe an medizinische Entscheidungsprozesse: Befundung, Diagnostik, Verordnungsplan:
Ketzerisch: Die „Bauchschmerzen“ werden festgestellt. Es wird auch determiniert, dass Bauchschmerzen – hier in Form von Analphabetismus – eigentlich für eine Bildungsrepublik Deutschland untragbar sind. Dann erfolgt seitens der Politik gelegentlich operative, aufgeregte Hektik und es wird schon mal ein Pawlow’scher Reflex in Form von Steuergeldausschüttung ausgelöst :-).
Interessant wäre doch, hier eine Ursachenforschung zu betreiben: Warum sind denn 14% der deutschen Bevölkerung Analphabeten? Eine eindeutige Antwort hierauf konnten wir in der jetzt veröffentlichte Studie so direkt nicht erkennen.
Der Nachhilfe News Blog Hamburg findet die Zahl von 14% zunächst erschreckend. Auch wir kennen Geschichten von Menschen, welche ohne Lesen und Schreiben zu können, scheinbar durch alle gesellschaftlichen Raster „durchrutschen“, hielten dieses aber bisher für Einzelfälle:
Gerade in einer hoch technisierten Welt, in denen Verständigung mit Anderen auch über und mit neuen Medien scheinbar stark schreib- und leseorientiert ist, ist dieses ja geradezu unvorstellbar. Aber ist es das wirklich?
Ist heutige Gesellschaft und Kommunikation mit Hilfe der elektronischen Vernetzung wirklich mehr lese- und schreiborientiert?
Einige krude Erklärungsversuche:
Früher verständigte man sich in erster Linie schrift-technisch über eine antiquierte Art und Weise: Man nahm sich Zeit und schrieb sich Briefe, welche den Grundlagen und Kriterien einer Hochsprache genügten.
Heute ist dieses eher auf reinen Informationsaustausch begrenzt: Differenzierte Gedankenmitteilung über Briefe wird zugunsten der (elektronischen) Kurz-Kommunikation zurückgedrängt.
Jede Generation hat natürlich immer ihre „Jugendsprache“, welche jedoch bis zur heutigen Generation der Heranwachsenden nie schriftlich dokumentiert und determiniert wurde.
Auch dieses ist heutzutage anders und wird über die elektronischen Informationsmedien mittlerweile auch schriftlich kultiviert:
„Für Dich“ wird zu „4 you“ beziehungsweise zu „4U“. Anglizismen und arabische Ziffern sind eben häufig kürzer zu tippen…
Europäische gehobene Schriftsprache ist generell ein abstraktes Muster und Abbild der bildhaft laufenden Gedanken: Der Mensch denkt nun mal in Bildern und lernt im Zuge der Sozialisation, sich in Abstraktionen zu verständigen:
Beim gehörten oder gelesenen Wort „Auto“ stellt man sich bildhaft ein Auto vor, man denkt nicht „A-U-T-O“…
Europäische Schriftsprachen sind Abstraktionsschriften und keine Symbol- oder Bildschriften wie bei den Ägyptern früher oder Chinesen, welche mit einem Bild oder Zeichen für jeweils komplexe Sachzusammenhänge auskommen können / konnten.
Je breiter also ein Abstraktionsmuster mit Hilfe des Alphabets (26 Zeichen ohne Sonderzeichen) gesponnen werden kann, je besser und detaillierter können nach wie vor immer bildhaft ablaufende Gedanken anderen Kommunikationsteilnehmern mitgeteilt werden.
Kommunikation in den neuen Medien ist jedoch bildhaft orientiert: Alle Bedien-Oberflächen sind heute GUI’s (graphic user interfaces): Eben graphisch-bildhaft aufgebaut. Das erleichtert die Bedienung: Man muss nicht mehr wissen, nur noch gucken und mit dem Mauszeiger draufklicken 🙂
Schule verlangt jedoch in allen geisteswissenschaftlichen Unterrichtsfächern – unabhängig von der Schulform – dieses „altertümliche“ Wissen und entsprechende Schrift und Text-Abstraktionsfähigkeiten nach wie vor von Schülern ab.
Dieser schulisch gelegte Wissensgrundstock scheint jedoch zu verfallen, wenn es nicht regelmäßig – im Privatleben und Arbeit – weiter abverlangt wird.
Heute muss man das Buch nicht mehr gelesen haben um „mitreden“ zu können, es gibt ja den Film dazu. Das A-U-T-O muss auch nicht mehr geschrieben werden, ein eingefügtes Icon tut’s auch. Eigene Stimmungslagen werden in E-Mails nicht mehr wortreich beschrieben, die Smileys sind schon vorgefertigt 🙂
IT hat klare Vorteile. Aber vielleicht auch gesellschaftliche Auswirkung auf die Lese und Schreibkompetenzen… Vielleicht ist es hier wie mit Alkohol: Ein Glas Rotwein am Abend hat noch keinen Menschen umgebracht. Eine ganze Flasche jeden Abend ist bedenklicher…
Wir erteilen seit 18 Jahren natürlich auch professionelle und erfolgreiche Deutsch Nachhilfe zu Hause….
Ein Gedanke zu „Deutsch Nachhilfe in Deutschland: Analphabetismus Studie 2011“